Am Anfang war es nicht immer ganz einfach. Die Sprache, die so anders ist, war eine große Hürde für mich. Zwar war ich es gewohnt Dinge allein zu regeln und zu organisieren, aber Handwerkern zu erklären, das die Heizung nicht funktioniert, der Wasserhahn tropft etc., das war nicht ganz einfach, dem Taxifahrer zu erklären wohin ich fahren wollte, dem Ikea Mitarbeiter zu erklären, das die Lampe, die ich eine Woche zuvor gekauft hatte, nicht funktioniert, auch das hat mich einige Nerven gekostet. Englisch wird zwar bei vielen jungen Leuten der gehobenen Mittelschicht immer populärer, die aber wiederum reparieren nun mal nicht meine Wasserhähne.
Aber mit der Zeit wird man gelassener, da verzichtet man unter Umständen auf den Umtausch der Lampe und kauft sich statt dessen ein neues Modell für 100 Yuan, umgerechnet 10 Euro (die Preise für diese Dinge sind hier unglaublich niedrig).
Neben meinen Chinesisch Stunden, die ich zwar immer noch recht mühselig finde, die mich aber mehr und mehr mit der Sprache vertraut werden lassen und mir kleine Unterhaltungen ermöglichen, habe ich immer einige Mobile Nummern von Chinesen dabei, die als Übersetzer eingesetzt werden, wenn ich nicht mehr weiter weiß. Diese Mischung gespickt mit ein wenig Gelassenheit, die man nach 8 Monaten bekommt, reicht, um zurechtzukommen, nein, mehr um hier zu leben.
Sicherlich gibt es immer wieder diese Tage, an denen man sich fremd fühlt, an denen gar nichts funktioniert, Smog über Beijing hängt und man sich den frischen Nordseewind um die Ohren wehen lassen möchte oder einfach mit Buddy im Grunewald spazieren gehen möchte, (natürlich mit meiner Freundin Britta an meiner Seite und Amy natürlich, mt der Buddy durch die Wälder toben würde)
Aber nach 8 Monaten kann ich auch sagen, daß es viele Dinge gibt, die mir an dem Leben hier gefallen , wie z.B. die Mittagszeit, die ein Ritual ist, das bei aller Veränderung und Dynamik, die die Stadt in sich trägt, strikt eingehalten wird, Restaurants sind voll, an Garküchen wird Schlange gestanden und die Bürgersteige sind voller Menschen die Pause machen und Mittag essen, ja essen „gutes“ Essen wird noch sehr ernst genommen. Wie lange noch, das ist vielleicht die Frage, Mc. Donald Filialen eröffnen an vielen Ecken, und die ersten dicken Kinder treten zum Vorschein, das ist die Kehrseiten der Medaille vom „neuen“ China.
Hier finde ich vieles, was mich fasziniert. Klassische Architektur, die Gassen und Höfe der Hutongs, kleine Garküchen am Straßenrand, alte Gartenanlagen und große Parks. Man spürt manchmal noch diese Muße, die die Menschen in sich tragen, dann wenn man Mittags durch die Straßen geht und die Chinesen „ihre Mittagszeit halten“ oder wenn man in einem der Teehäuser sitzt und sich anstecken läßt von dem „Gong Fu Cha“, der genüßlichen Art Tee zu trinken, oder wenn man im Ritan Park angesteckt wird von der Ruhe, die Menschen dort ausstrahlen, wenn sie ihre tai Chi Übungen machen. Dann die vielen schönen authentischen Antiquitäten, .......
Doch all das verändert sich mehr und mehr. Das Alte wird entweder abgerissen oder auf Hochglanz poliert, das Spezifische aus dem öffentlichen Erscheinungsbild verbannt. Vor dem Hintergrund der Olympiade 2008 unternimmt besonders Beijing einen erneuten "Sprung nach vorne" –und verliert dabei hoffentlich nicht seinen Charme, aber das ist ein anderes Thema.
Fazit:
Ich genieße viele Seiten des chinesischen Lebens, wenngleich es auch viele Dinge gibt, die mir fremd bleiben, so werde ich mich wohl nie an das Spucken (dass zwar bis Olympia 2008 verboten werden soll) auf die Straße gewöhnen können.
Die echte Berliner Currywurst vermisse ich auch, denn es gibt hier vieles und fast alles, die Globalisierung macht’s möglich, aber eine Curry Wurst, die hab ich noch nicht gefunden. Auf meinen Kaffe dagelegen brauche ich hier nicht zu verzichten, Starbucks Filialen an jeder Ecke. Obwohl ich doch trotz Kaffeefan langsam zur Teetrinkerin werde.
China! Die Volksrepublik ist nach wie vor das wahre Mekka des Teetrinkens. Das Teetrinken galt in China übrigens vor 30 Jahren als „bourgeois“ und „konterrevolutionär“ und so fielen fast alle Teehäuser der Ideologie zum Opfer.
Ja, China, ein Land mit interessanter Geschichte, ein zweites Jahr bricht an....